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Eine Erfahrung der besonderen Art: Teetrinken bei „Cha Ginza“ mitten in Tokios Luxus-Einkaufsviertel Ginza, nur ein paar Schritte vom Armani-Laden entfernt. Klingt dekadent, ist es aber nicht. Böse Zungen könnten sagen: Hier werden Sencha und Matcha als Requisite für eine Design-Orgie profanisiert. Doch obwohl „Cha Ginza“ unzweifelhaft Teil eines Konzepts mit Gewinnerzielungsabsicht ist, lebt darin nicht wenig von der Spiritualität der Teezeremonie fort. Dass die Optik des ein paar Meter schmalen Ladengeschäfts so wahnsinnig cool und modern rüberkommt, verträgt sich wunderbar mit dem altem Japan. Schließlich ist japanisches Design nach heutigen Maßstäben immer schon modern gewesen (auch als das Matcha-Trinken noch eine Sache der Mönche und Samurai war).
Hinter dem Laden steht Uogashi Meicha, eine durchaus bodenständige Firma mit langer Tradition, die Tee im großen Stil herstellt und mehrere Teefabriken unterhält. Das historische Hauptgeschäft liegt nur ein paarhundert Meter von der Ginza entfernt, in einer Umgebung, die unterschiedlicher nicht sein könnte: Im Gewühl des äußeren Fischmarkts (Tsukiji), wo nebenan nicht italienische Anzüge und französische Handtaschen verkauft werden, sondern Algen und Küchengeschirr. Das Hauptgeschäft von Uogashi Meicha ist mehr ein Stand, hier kaufen Profis ein, und nichts, nichteinmal das Logo, erinnert an die Eleganz der Boutique drüben in der Ginza, wo man sich fast wie in einer Kunstgalerie fühlt.
Der Wandschmuck im Verkostungsraum dort sind zwei freche Zitate: Ein Minimum an Ikebana an der einen, ein Hauch von Bild an der gegenüberliegenden Wand. Traditionellerweise bilden beide zusammen im japanischen Teezimmer ein Pflichtelement, das immer an der Wand gegenüber des Eingangs angeordnet ist, und dem der Teilnehmer der Teezeremonie auf Knien huldigt, ehe er seinen Platz einnimmt.
Bei Cha Ginza wird westlich sitzend getrunken, auf einer den Raum umlaufenden Sitzbank. Die einzelnen Plätze sind von weißen Steinplatten getrennt. Auf denen wird der Tee angerichtet. Es soll schon Ausländer gegeben haben, die die Anrichte als Sitzplatz missverstanden haben (der Autor dieser Zeilen, aber der ist ja auch vor 20 Jahren bei seinem ersten Japan-Aufenthalt gleich in die Mutter aller japanischen Fettnäppchen getreten: Er ist in seinem Ryoukan in Straßenschuhen bis zu seinem Zimmer gegangen).
Cha Ginza wird bereits auf Reiseempfehlungsseiten gehypt. Es sind überwiegend junge Leute, und auch viele Ausländer, die dort landen. Letzten Herbst habe ich zwei japanische Bekannte der älteren Generation dorthin geführt, zwei emeritierte Professoren. Die haben sich mächtig gewundert, und gefreut: Er hätte sich nicht vorstellen können, dass die japanische Teekultur außerhalb der traditionellen Gestalt überlebensfähig ist, meinte mein Bekannter, der Professor, als wir das Geschäft verließen. Er habe geglaubt, der japanische Tee sei aus der Mode gekommen und nur noch was für ältere Herrschaften wie ihn selbst.
Eine Bemerkung noch am Rande: Den „Sencha-Espresso“, den man bei Cha Ginza erfunden hat (wird tatsächlich in einer italienischen Espresso-Maschine zubereitet), war nicht unser Fall. Aber probieren muss das ein echter Senchajunkie natürlich unbedingt.
© Text: senchajunkies -Teehandel Dr. Alexander Wachter 2015; Bilder werden mit freundlicher Genehmigung von Uogashi-Meicha Co., Ltd., Tokio, verwendet.